Das C als dritter Buchstabe des A-Z der Schweizer Demokratie zielt auf die Quintessenz: Was macht die Schweiz aus? Nicht die Kühe, die Uhren oder die Berge. Einzigartig ist die Schweiz durch ihr politisches System aus direkter Demokratie, Konkordanz, Föderalismus und Milizsystem. Dabei geht es im Kern immer darum, dass niemand zu viel Macht hat und dass verschiedene Meinungen in die Entscheidungen einfliessen.
CH steht für Confoederatio Helvetica, also Schweizerische Eidgenossenschaft. Der lateinische Ausdruck ist ein guter Kompromiss, um keine der vier Landessprachen zu bevorteilen; die Empfindlichkeiten in dieser Hinsicht sind ja gross in der Schweiz. Der Begriff Confoederatio trägt das System der Schweiz in sich; eine föderale Republik, also ein Staat aus 26 Kantonen, die im Vergleich zu anderen Ländern eine hohe Autonomie geniessen.
Die vier zentralen Elemente der Schweiz
Der Föderalismus ist neben der direkten Demokratie, der Konkordanz (dem gemeinsamen Regieren aller entscheidenden politischen Kräfte) und dem Milizsystem eines der zentralen Elemente der politischen Schweiz.
Die Schweiz wird oft als Willensnation bezeichnet, weil sie zwischen Schaffhausen und Chiasso, zwischen Genf und Scuol nicht durch geographische, sprachliche, religiöse oder kulturelle Gemeinsamkeiten zusammengehalten wird, sondern eben durch den (politischen und gesellschaftlichen) Willen. Dieser Wille zeigt sich auch in einem ausgeprägten Konsens-und Kompromiss-Verständnis, um die zentrifugalen Kräfte der verschiedenen Sprachen, Kulturen und Religionen zu bändigen (das Beispiel Belgien mit den Streitigkeiten zwischen dem wallonischen und dem flandrischen Teil zeigt, dass der Zusammenhalt keineswegs selbstverständlich ist).
Die Klugheit in der Vielfalt der Perspektiven
Das, was die Schweiz ausmacht und auszeichnet, ist weder gemeinsame Sprache und Kultur, weder Kühe noch Schoggi, es sind auch nicht die Berge oder die Uhren. Die gemeinsame Klammer der Schweiz ist das politische System, das in seiner Einzigartigkeit und Wirkung oft unterschätzt wird. Die direkte Demokratie ist der Nährboden für Stabilität, Integration, Leistungsbereitschaft und Engagement. Sie ist letztlich auch die Ursache, dass die Schweiz eines der erfolgreichsten Länder der Welt ist.
Die Frage «Was macht die Schweiz aus?» kann man aber auch anders beantworten. Denn in der direkten Demokratie, dem Föderalismus, der Konkordanz und dem Milizsystem geht es im Kern immer um Machtteilung und Machtbegrenzung; das ist das Grundprinzip der Schweiz. Der Politikwissenschaftler Michael Hermann sagt es so: «Die Schönheit des politischen Systems der Schweiz liegt im Prinzip der Machtbegrenzung. Es ist die Grundidee unserer Demokratie, dass die Macht nicht bei einem Regierungschef, nicht bei einer einzelnen Partei, nicht bei einer Parlamentskammer und auch nicht beim Zentralstaat alleine liegt. (…) In der Vielzahl der Perspektiven, die zusammenfliessen, liegt schliesslich die Klugheit der getroffenen Entscheide.»
Den letzten Satz könnte man durchaus auch für Management-Lehrbücher und Kalender mit Lebensweisheiten verwenden.
Literatur: Michael Hermann. Was die Schweiz zusammenhält. 2016, Zytglogge, Basel.